Konzepte für Radiospots zu entwickeln und sie zu texten, ist für mich als Texter eine der schönsten Aufgaben. Ehrlich! Mein letzter Spot für SEAT mit Bruce-Willis-Synchronstimme ist ein schöner Anlass für ein paar persönliche Bemerkungen über das Schreiben von Hörfunkspots.
Radiospots bzw. Hörfunkspots texten macht Spaß. Vorausgesetzt man bekommt den Freiraum, wirklich kreativ zu sein. Meine Meinung: Leider wird in zu vielen Spots darauf verzichtet, eine gute Geschichte zu erzählen. Und das, obwohl Storytelling (kann jemand dieses Wort eigentlich noch hören?) in aller Auskenner Munde ist. Allen anderen sei gesagt, dass damit nichts weiter gemeint ist, als mithilfe von Geschichten Informationen zu vermitteln. Im Fall von Radiospots natürlich meist werbliche. Auf diese Weise lösen Radiospots dann etwas aus, das ich gerne als „geführtes Kopfkino“ bezeichne und idealerweise Unterschied macht. Und zwar zu den vielen anderen Radiospots, die im jeweiligen Werbeblock um die Aufmerksamkeit des Rezipienten streiten.
Radiospots fürs Herz statt fürs Hirn
Der vielfach praktizierte Verzicht auf Geschichten zugunsten von spotfüllendem Sonderangebots-und Aktionsgedudel könnte einerseits am Aufwand liegen, der das Erzählen von Geschichten in wenigen Sekunden verursacht. Andererseits mag der Grund auch die Angst vor einem Redundanz-Defizit hinsichtlich Nennung der Marke beziehungsweise des jeweiligen (Sonder-)Angebots sein. Oder anders gesagt: Man traut dem Hörer einfach nicht zu, die Botschaft in einer Geschichte zu verstehen. Weshalb man lieber mit dem Vorschlaghammer zu Werke geht und die Informationen ins Hirn klopft anstatt sie raffiniert und elegant im Herzen zu platzieren. Was nachweislich effektiver wäre, wo man doch weiß, dass Gefühle zu Handlungen führen und der Verstand nur Beschlüssen provoziert, die erst mal umgesetzt werden müssen. Stellt sich am Ende dieser kurzen und zugegebenermaßen ausschnitthaften Betrachtung noch die Frage, mit welchen Stilmitteln man die Wirkung der Geschichte weiter verstärken kann.
Wenn Tomaten singen und Ziegen mähen!
Nun, gerade auch beim Texten und der Produktion eines Radiospot sind der Fantasie keine Grenzen. Hier können glückliche Tomaten über die Vorzüge von Bioanbau singen, Opas über ihre Blasenschwäche rappen und Autos vor Freude über ihre Reifen quietschen. In jedem Fall aber lautet das Motto: Anders machen als die anderen. Ein Spot, der mit einem brüllenden Achtung-achtung-jetzt-sparen-wie-noch-nie beginnt, fällt weniger auf als ein Zwei-bis-drei-Sekunden-Intro mit fröhlich mähähähende Ziegen. Ganz zu schweigen vom Sympathiependel, das ganz eindeutig in Richtung der Vierbeiner ausschlägt.
Das heißt aber auch: Nicht nur der Sprechertext kann ungewöhnlich sein, sondern auch die Musik, Geräusche und die Sprecherstimme. Ein guter „Trick“ dabei sind bekannte Stimmen. Vorausgesetzt man vernachlässigt deshalb nicht die Kreativität. Tatsache ist, dass das menschliche Gehirn auf bekannte Stimmen besonders intensiv reagiert. Sollten Sie das überprüfen wollen, klicken Sie sich am besten in meine Radiospots-Referenzen, wo Sie neben einigen anderen Spots und Filmen auch den schon eingangs erwähnten SEAT-Spot mit Bruce-Willis-Synchronstimme Manfred Lehman finden. Viel Vergnügen beim Nachhören!
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